Was du für die Übung brauchst
Stift und Zettel
einen Ort, an dem du ungestört bist
eine Viertelstunde Zeit
die Bereitschaft, in sich hinein zu lauschen
die Bereitschaft, nichts zu bewerten
Geduld, Geduld, Geduld
Glaubenssätze erkennen - wofür?
Im Alltag sind wir selten wirklich in Kontakt mit uns selbst – da muss das nächste Telefonat vorbereitet, das Angebot geschrieben, die Wäsche dringend aus der Waschmaschine geholt oder das Kind ins Bett gebracht werden. Natürlich bleibt da keine Zeit, in sich selbst hinein zu fühlen und sich zu fragen:
Wie geht’s mir eigentlich gerade?
In der Regel bekommen wir nur die oberste Schicht unserer Gefühle mit, und die heißt oft: „Ich bin gestresst!“ oder „Ich bin genervt!“ oder „Ich bin so müde!“
All die tieferen Anteile unserer Persönlichkeit bleiben darunter verborgen. Und so merken wir oft nicht, wen wir in bestimmten Momenten an Bord haben und wer gerade am Steuer steht. Und das hat Folgen:
da liegt eine Socke des Kindes auf dem Fußboden – und plötzlich könntest du die Wände hochgehen
du bist noch pappsatt vom Mittagessen, aber an der Keksdose kommst du auf keinen Fall vorbei - und futterst sie dann in einem Atemzug leer
gerade hast du noch mit einem Kunden telefoniert, aber auf einen Schlag hängt dir alles zum Hals heraus, du willst dich nur noch ins Bett legen und die Decke über den Kopf ziehen
Unter der Oberfläche von „Ich bin gestresst“ liegen noch viele andere Schichten: lauter innere Anteile, die oft unterschiedliche Sachen wollen und dies mit – mal mehr, mal weniger starkem – Nachdruck vertreten, also unterschiedlichen Glaubenssätzen folgen. Das Problem: Das passiert parallel und gleichzeitig, aber immer unbewusst.
Im Grunde ist unser ICH wie ein Schiff mit Kapitän, Steuermann und Passagieren. Und es ist nicht immer der Käpt'n, der die Hand am Steuer hat. Manchmal drängeln sich unbefugte Passagiere dazwischen.
Das führt dazu, dass wir emotional wie verknäuelt und verklebt sind. Schließlich gibt es aus der inneren Kommandozentrale oft die widersprüchlichsten Befehle:
Zum Beispiel in der Teambesprechung:
„Zeig Rückgrat und sag endlich deine Meinung!“
„Halt dich zurück, du willst doch keinen Konflikt!“
Zum Beispiel beim Abendessen:
„Schluss jetzt, du musst abnehmen!“
„Der Teller wird leergegessen, denk doch an die Kinder in Afrika / du willst doch nicht, dass es morgen regnet!“
Das führt zu emotionaler Spannung – und die braucht einen Ausweg: Sie entlädt sich in einem Streit. Oder in einem Essanfall. Oder wir verdrängen sie, indem wir uns in Netflix oder in die Einsamkeit flüchten.
Es gibt einen Ausweg, nämlich Luft ins Knäuel bringen und entwirren: Wer spricht hier eigentlich zu wem und in welcher Absicht.
Wer hat gerade Zutritt zur Brücke und steuert das Schiff?
Wer drückt sich in den Gängen rum und mault?
Und wer sitzt im Dunklen und braucht gerade Hilfe?
Wir schauen uns also die Passagierliste an und bekommen mit, welche Gäste und blinden Passagiere wir an Bord haben, mit welcher Energie sie auftreten und welche Absichten sie haben - also die unterschiedlichen Glaubenssätze erkennen.
So wird die Übung ausgeführt
Lehne dich zurück, richte deine Aufmerksamkeit nach innen. Und lausche.
Was nimmst du wahr?
Welche Sätze hörst du?
Welche Impulse kannst du fühlen?
Was immer geschieht, du willst nichts verändern – du beobachtest nur.
Lass es uns gemeinsam ausprobieren:
Und nun?
Wie du während der Übung gemerkt hast, gibt es gibt es immer mindestens zwei Anteile in dir: den Passagier und den Anteil, der den Passagier wahrnimmt und wertfrei beobachtet.
Das Ziel ist: immer wieder zwischen Passagier und Beobachter hin und her zu wechseln. Je besser du erkennst, wer da gerade das Sagen hat, desto mehr Raum kannst du auf der Kommandobrücke deines Schiffes freimachen, desto mehr Luft kannst du gewinnen, um dann zu entscheiden:
Dürfen meine Passagiere wirklich so mit mir reden?
Welche dieser inneren Stimmen ist hilfreich?
Was brauche ich jetzt?
Was würde mir jetzt gut tun, um mit der aktuellen Situation besser umgehen zu können?
Wenn es nicht gleich klappt - keine Panik! Wie der Name schon sagte: Es braucht auch hier ein bisschen Übung, um die Glaubenssätze zu erkennen, vor allem die, die tiefer liegen. Mach die Übung gerne immer mal wieder - du wirst sehen, es wird von Mal zu Mal mehr Erkenntnisse bringen.
Und wenn du Fragen hast oder Anmerkungen dazu, dann schreib das gerne in die Kommentare oder schicke mir eine mail.
Ich freue mich drauf, dir zu antworten!
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